Die Wochenkrippe der DDR: Traumatische Erlebnisse aus der Kindheit?

DDR, Deutschland - In der DDR der 1950er Jahre galt die Sechs-Tage-Woche, und die junge Republik benötigte dringend Arbeitskräfte. Um Frauen zu integrieren, musste eine Lösung für die Betreuung von Kleinkindern her, da viele Mütter bereits sechs Wochen nach der Geburt wieder ihrer Arbeit nachgehen mussten. Die Antwort war einfach und effizient: die Einführung der Wochenkrippe. Diese Einrichtungen ermöglichten es Eltern, ihre Kinder montags abzugeben und am samstags wieder abzuholen. So konnten Mütter und Väter gleichermaßen am Berufsleben teilnehmen und echte Karrierechancen nutzen.

Von 1950 bis zur Wiedervereinigung wurden über hunderttausend Kinder in diesen Wochenkrippen betreut, nicht nur in der DDR, sondern auch in anderen sozialistischen Ländern wie der Tschechoslowakei. Doch während die Idee eine fortschrittliche und emanzipierte Herangehensweise an die Kinderbetreuung widerspiegelte, gab es bereits frühzeitig Anzeichen für Probleme. Erste Studien deuteten auf Entwicklungen wie Hospitalismus und andere Störungen hin, die in einigen sozialistischen Ländern dazu führten, dieses Betreuungsmodell abzulehnen. In der DDR hingegen wurde das System bis in die 1980er Jahre weitergeführt und ausgebaut.

Die Auswirkungen auf die Betroffenen

Heute berichten viele ehemalige „Wochenkinder“ von schwerwiegenden seelischen Schäden, die auf ihre frühe Unterbringung in den Krippen zurückzuführen sind. Diese Personen teilen ihre Erinnerungen an eine belastete Kindheit und enthüllen Spätfolgen, die sie bis heute begleiten. Auch Mütter und Erzieherinnen gewähren Einblicke in ihre Erfahrungen einziger Einrichtungen, die in der DDR bis zu ihrem Ende aufrechterhalten wurden.

Eine entscheidende Frage bleibt bestehen: Führte die Unterbringung in Wochenkrippen tatsächlich zu langfristigen Traumatisierungen? Um dieser Frage nachzugehen, haben sich Experten wie die Kinder- und Jugendpsychiaterin Dr. med. Agathe Israel sowie der Ethiker Prof. Dr. Karsten Laudien der Thematik angenommen. Auch der Erziehungswissenschaftler Prof. Dr. Florian von Rosenberg und die Sozialwissenschaftlerin Heike Liebsch beleuchten in ihrer Arbeit die vier Jahrzehnte lange Geschichte der Wochenkrippen und deren Auswirkungen auf die Kinder, die in ihnen betreut wurden.

Der Film, der diese oft schmerzhaften Erinnerungen dokumentiert, wurde mit Mitteln der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur gefördert, was die Relevanz der Thematik unterstreicht. Mehr Details zu diesem Thema finden sich in einem ausführlichen Bericht auf www.ardmediathek.de.

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Ort DDR, Deutschland
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