Kunst aus der Dunkelheit: Rüdiger Breitbarts bewegende Schizophrenie

Eckernförde, Deutschland -

Eckernförde. Ein faszinierendes, aber auch tragisches Kapitel der Kunstgeschichte wird in der Galerie Carls Art 78 aufgeschlagen: Die Werke des schizophrenen Künstlers Rüdiger H. Breitbart, der sein Leben lang mit der tückischen Erkrankung kämpfte, werden erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Nach seinem Tod 2002 entdeckte seine Familie mehr als 350 beeindruckende Zeichnungen und Bilder, die von seiner inneren Welt und einer schmerzhaften Familiengeschichte zeugen. Diese Kunstwerke, die als „Mal-Attacken“ entstanden, zeigen die kreative Kraft, die aus seinem Leiden erwuchs.

Rüdiger Breitbart wurde 1941 in Kolberg geboren, doch seine Jugend war geprägt von der schleichenden Erkrankung der Schizophrenie. „Mit 16 wurde unser Bruder gelegentlich etwas anders“, erinnert sich sein Bruder Eckhard. Die Familie sprach nie offen über die Probleme, die die Nazizeit und Rüdigers Krankheit mit sich brachten. Trotz seines Wunsches, Kunst zu studieren, folgte er dem Wunsch seines Vaters und begann ein Medizinstudium, das er nicht abschließen konnte. Die Schizophrenie übernahm die Kontrolle über sein Leben, und die Kunst wurde zu seinem Ventil.

Die erste Ausstellung übertrifft alle Erwartungen

Die Ausstellung, die die Familie nach Jahren des Schweigens organisierte, hat alle Erwartungen übertroffen: Über 1200 Besucher strömten in die Hamburger „Fabrik der Künste“, um die beeindruckenden Werke Breitbarts zu sehen. „Es ist an der Zeit, über Schizophrenie zu sprechen“, betont Sabine Wessels, eine der Organisatorinnen. Die Galeristinnen Margit Buß und Uta Masch sind begeistert von der Qualität der Arbeiten, die durch ihre Ausdruckskraft und Technik bestechen. „Wie schön, dass wir hier das zeigen können, was Rüdiger H. Breitbart immer sein wollte“, sagt Masch. Diese Ausstellung ist nicht nur ein Kunstereignis, sondern auch ein Schritt in Richtung Verständnis und Akzeptanz einer oft missverstandenen Erkrankung.

„Schizophrenie & Kunst“, Rüdiger H. Breitbart (1941-2002), Galerie Carls Art 78, Carlshöhe 78 in Eckernförde. Geöffnet bis 22. Dezember Mi, Sa, So jeweils 14-18 Uhr. Eintritt ist frei.

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Ort Eckernförde, Deutschland
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