Zukunftsprojekt in Lüneburg: Vietnam zeigt, wie Fachkräftemangel zu meistern ist

Lüneburg, Deutschland -

In einer überraschenden Wende hat der junge Vietnamesische Auszubildende The Anh Hoàng beschlossen, nach Deutschland zu ziehen, was nicht nur seine persönliche Perspektive, sondern auch die Chancen seines neuen Arbeitgebers verbessert hat. Die Suche nach gut ausgebildeten Fachkräften in Deutschland wird zunehmend herausfordernder, da ein massives Fachkräfteengpass zwischen dem demografischen Wandel, akademischen Neigungen und anderen Ursachen zu einem ernsthaften Problem geworden ist.

Die Industrie- und Handelskammer Lüneburg-Wolfsburg warnt, dass bis 2035 zwischen fünf und sieben Millionen Fachkräfte fehlen könnten. Sönke Feldhusen, der stellvertretende Hauptgeschäftsführer der IHK, betont die Notwendigkeit, ausländische Arbeitskräfte zu gewinnen, um diesen Trend umzukehren. Ein positives Beispiel bildet das Busunternehmen KVG, das innovative Methoden einsetzt, um Nachwuchskräfte aus dem Ausland zu rekrutieren.

Neue Wege der Rekrutierung

Die KVG hat vor zwei Jahren eine Eigenrekrutierungsabteilung eingerichtet, die seitdem bemerkenswerte Erfolge feierte. Christina Brandt, die die Abteilung leitet, berichtet stolz, dass in diesem Jahr allein zehn vietnamesische Auszubildende, darunter The Anh Hoàng, nach Deutschland geholt werden konnten. Dies zeigt, dass trotz sprachlicher und kultureller Hürden eine große Hoffnung besteht, dass diese jungen Menschen hier erfolgreich sein können.

Der 20-Jährige hat vor kurzem seine Ausbildung zum Berufskraftfahrer begonnen; Voraussetzung hierfür war ein erfolgreich abgeschlossener Sprachkurs, der ihm die Integration erleichtert. Dies ist jedoch nur ein Schritt auf einem langen Weg, der viel Geduld und Engagement erfordert.

Ein wichtiger Partner in diesem Prozess ist ein Dienstleister aus Hannover, der dafür sorgt, dass Bewerber vor ihrer Ankunft bereits erste Deutschkenntnisse und die notwendigen Formalitäten bewirken. „So wird der Prozess effizient gestaltet, und wir können sicher sein, dass die Vorauswahl den Qualitätsanforderungen entspricht“, erklärt Brandt.

Wenn die Bewerber und das Unternehmen gut zusammenpassen, steht der Anstellung nichts mehr im Wege. Der KVG verfügt zudem über speziell ausgebildete Integrationsmanager, die den internationalen Azubis helfen, sich schnell in der neuen Umgebung einzuleben.

Vielfalt der Mitarbeiter

In Lüneburg ist der Anteil der Beschäftigten mit Migrationshintergrund hoch: 45 Prozent der 421 Mitarbeiter kommen aus verschiedenen Ländern. Oliver Blau, zuständig für Marketing und Vertrieb bei der KVG, erklärt, dass die größte Gruppe aus dem Irak, Syrien und Afghanistan stammt, während auch zahlreiche Quereinsteiger aus anderen Regionen integriert wurden.

Der KVG hat auch Ukrainer in seinen Reihen, wenn auch in geringer Zahl. Ein Beispiel ist Liudmyla Chycha, die, nach Deutschland gekommen ist, nachdem Russland ihre Heimat überfallen hatte. Dank eines erfolgreichen Integrationskurses hat sie nun die Möglichkeit, als Ingenieurin im Katasteramt in Winsen zu arbeiten. Diese Integration verlief nicht ohne Hindernisse, aber nach drei Monaten Praktikum wurde sie in das Team aufgenommen.

Nico Lindenthal, der Leiter des Katasteramts in Winsen, hebt hervor, wie wichtig es ist, internationale Talente in das Team zu integrieren: „Es ist ein großer Gewinn für uns, die Stelle so optimal besetzen zu können.“ Diese Synergien zwischen verschiedenen Kulturen und Berufserfahrungen können für beide Seiten von entscheidendem Vorteil sein.

Mit Programmen wie „Hand in Hand for International Talents“ unterstützt die IHK Lüneburg-Wolfsburg Unternehmen bei der Rekrutierung von Personal aus dem Ausland. Jörn Leuschner von der IHK hebt hervor, dass das Projekt den gesamten Rekrutierungsprozess abdeckt. Die Unternehmen können sich auf die Fachkraft vorbereiten und sicherstellen, dass die Integration erfolgreich verläuft.

Das Augenmerk liegt dabei auf Branchen wie Elektrotechnik, Gastronomie und Informatik, die besonders von der internationalen Suche profitieren können. Indo-Brasilianische und vietnamesische Talente stehen dabei im Fokus, um die Lücken zu schließen, die der Fachkräftemangel hinterlassen hat, während der Wohlstand der Region gesichert wird.

Die Situation in Deutschland ist also ein Appell an Unternehmen und Institutionen, neue Wege in der Rekrutierung zu gehen und offen für die Vielfalt internationaler Talente zu sein, um sowohl den eigenen Bedarf zu decken als auch diesen Menschen eine neue Perspektive zu bieten.

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Ort Lüneburg, Deutschland
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