TikTok als Gefahrenquelle: Kinder in der Radikalisierungsfalle?

AT, Österreich - Radikale Ideologien finden zunehmend ihren Weg in die sozialen Medien, insbesondere auf der Plattform TikTok. Investigativer Journalist Clemens Neuhold warnt in seinem neuen Buch und in einem Gespräch mit krone.tv vor den Gefahren, die von dieser App ausgehen. Er beschreibt die Inhalte, die dort verbreitet werden, als giftig für die „Hirne der Kinder“. Der Bedarf an Maßnahmen zur Eindämmung dieser Inhalte wird als dringlich erachtet, da die Nutzung von TikTok unter jüngeren Menschen rasant zunimmt und für radikale Akteure eine attraktive Zielgruppe darstellt. Krone berichtet, dass TikTok ein Brennpunkt für die Verbreitung extremistischer Ideologien geworden ist.

Besonders alarmierend ist der Umstand, dass 54% der 12- bis 19-Jährigen TikTok regelmäßig nutzen. Diese hohe Nutzung sorgt dafür, dass rechtsextreme Akteure gezielt versuchen, Kinder und Jugendliche anzusprechen, indem sie Inhalte verbreiten, die völkisch-nationale Botschaften transportieren. Ein Beispiel hierfür zeigt einen Clip, in dem ein durchtrainierter Mann einen Slogan der Neonazi-Szene trägt, was die Reichweite solcher Inhalte unter jungen Nutzern verdeutlicht. Laut ZDF wird TikTok als geeignete Plattform angesehen, um rechtsextremen Nachwuchs zu rekrutieren.

Die Rolle des TikTok-Algorithmus

Der Algorithmus von TikTok fördert die Verbreitung von Inhalten, die für die Nutzer interessant sind. Dies schließt auch rechtsextreme Videos ein, da Nutzer, die sich für bestimmte Themen interessieren, auch Vorschläge für radikale Inhalte erhalten können. Während die Radikalisierung durch TikTok selbst als begrenzt eingeschätzt wird, findet der Erstkontakt mit extremen Ideologien dort häufig statt. Rechtsextreme Akteure nutzen diese Dynamik, um Links zu ungeschützten Kommunikationskanälen, wie zum Beispiel Telegram, bereitzustellen, über die tiefere Radikalisierungsprozesse anvisiert werden können.

Trotz der Richtlinien von TikTok gegen Hassrede und der Verwendung von KI-Tools zur Inhaltsfilterung ist die Gefahr real: Nutzer müssen in der Lage sein, problematische Inhalte zu identifizieren, um diese melden zu können. Experten empfehlen daher, dass Eltern und Erziehungsberechtigte aktiv mit Kindern und Jugendlichen über die Inhalte auf TikTok sprechen sollten, um einen verantwortungsvollen Umgang mit der Plattform zu fördern.

Extremismus im Internet verstehen

Die Herausforderung, die von extremistischen Inhalten in sozialen Medien ausgeht, wird durch das vielfältige Erscheinungsbild von Extremismus im Internet zusätzlich kompliziert. Politische und religiöse Extremisten nutzen gezielt das Medienverhalten von Kindern und Jugendlichen. Botschaften werden oft in Form von Unterhaltung oder sogar Satire verbreitet, was die Gefahr erhöht, dass solche Inhalte als unproblematisch wahrgenommen werden. Laut Jugend und Medien stehen diese extremistischen Botschaften im Widerspruch zu den fundamentalen Werten einer demokratischen Gesellschaft.

Extremistische Ideologien neigen dazu, die Welt in Freund und Feind zu teilen und Ressentiments gegen andere zu schüren. Die Unterscheidung zwischen „kognitiven Extremisten“ und gewaltbereiten Extremisten ist dabei ebenfalls von Bedeutung. Erste fordern nicht unbedingt die Anwendung von Gewalt, stellen jedoch gesellschaftlich widersprüchliche Ansichten dar, während letztere Gewalt propagieren oder rechtfertigen.

Insgesamt ist die Situation alarmierend, und es bedarf dringend eines bewussteren Umgangs mit Plattformen wie TikTok, um die nächste Generation vor den Gefahren extremistischer Ideologien zu schützen.

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Vorfall Radikalisierung
Ort AT, Österreich
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