Hamas gibt drei Geiseln frei, Israelis besorgt über deren Zustand

Hamas hat drei israelische Geiseln freigelassen, doch ihre frail Erscheinung sorgt für Besorgnis in Israel. Die Unsicherheit über den weiteren Verlauf des Waffenstillstands bleibt bestehen.
Hamas hat drei israelische Geiseln freigelassen, doch ihre frail Erscheinung sorgt für Besorgnis in Israel. Die Unsicherheit über den weiteren Verlauf des Waffenstillstands bleibt bestehen.

Am Samstag wurden drei israelische Geiseln aus dem Gazastreifen freigelassen. Dies geschah in der fünften Runde der Geiselverhandlungen zwischen Israel und der Hamas. Die Befreiung hat in Israel Besorgnis ausgelöst, da die Erscheinungen der befreiten Geiseln Fragen aufwerfen und die Unsicherheit über die nächsten Schritte im Rahmen des Waffenstillstands wächst.

Gefangene und deren gesundheitlicher Zustand

Die durch die Hamas am 7. Oktober entführten Ohad Ben Ami, Eli Sharabi und Or Levy wurden am 491. Tag ihrer Gefangenschaft in Gaza an das Rote Kreuz übergeben. Die Übergabe fand in der zentralen Stadt Deir al-Balah statt und verlief planmäßig – im Gegensatz zu den chaotischen Szenen, die die Freilassung israelischer und thailändischer Geiseln in der Vorwoche begleiteten. Bei ihrem Erscheinen auf einer improvisierten Bühne wirkten die drei dünn und blass.

Reaktionen auf die Freilassung

Auch viele der palästinensischen Gefangenen, die in der ersten Phase des Waffenstillstands von Israel freigelassen wurden, zeigten ähnliche gesundheitliche Probleme. Ben Ami und Sharabi trugen braune Kleidung und hielten während ihres Auftritts in Hebräisch Reden, bevor sie in drei wartende Rotkreuz-Fahrzeuge gebracht wurden, die sie zurück nach Israel bringen sollten.

Die Bilder der Übergabe wurden in Israel scharf kritisiert. Besonders Levy, der als humanitärer Fall betrachtet wurde, wirkte äußerst schwach. Die israelische Regierung bezeichnete die Szenen als „schockierend“ und betonte, dass sie „nicht unbeantwortet bleiben“ würden. Das Forum für Geiseln und vermisste Familien in Israel erklärte, dass die Erscheinungen der freigelassenen Geiseln „beunruhigend“ seien.

Persönliche Schicksale der Geiseln

Ben Ami, 56 Jahre alt, und Sharabi, 52 Jahre alt, wurden beide aus ihren Häusern im Kibbutz Be’eri, etwa 4 Kilometer von der Grenze zum Gazastreifen, entführt. Ben Amis Frau Raz, die an diesem Tag ebenfalls gefangen genommen wurde, konnte bereits in einem kurzlebigen Waffenstillstand im November 2023 befreit werden. Sharabis Frau und Töchter kamen bei dem Angriff am 7. Oktober ums Leben, und es ist unklar, ob er von deren Tod weiß. Sein Bruder Yossi Sharabi, der ebenfalls gefangen genommen wurde, starb im Gazastreifen, wo sein Körper verbleibt.

Levy, 34 Jahre alt, war am 7. Oktober beim Nova-Musikfestival, als er entführt wurde. Seine Frau Eynav wurde bei dem Angriff getötet. Levy hat außerdem einen dreijährigen Sohn, mit dem er nach seiner Rückkehr nach Israel wieder vereint wird.

Fortschritte und Herausforderungen

Insgesamt hat die Hamas im Rahmen der ersten Phase des Waffenstillstands 16 israelische Geiseln freigelassen, von den insgesamt 33, die in dieser Phase in unterschiedlichen Abständen freigelassen werden sollten. Laut der israelischen Regierung sind acht dieser 33 Geiseln tot. Nach der Freilassung der drei Geiseln hält die Hamas und ihre Verbündeten noch 73 Personen fest, die am 7. Oktober 2023 aus Israel entführt wurden, von ursprünglich 251 Geiseln. Zudem befinden sich drei weitere Geiseln, die seit 2014 festgehalten werden, noch im Gazastreifen.

Israels Reaktion und geopolitische Spannungen

In der Zwischenzeit gibt Israel 183 Palästinenser, die in israelischen Gefängnissen festgehalten wurden, frei. Ein Bus mit den frei gelassenen Palästinensern hat das israelische Ofer-Gefängnis im besetzten Westjordanland verlassen, wie Videos von der Stelle zeigen. Laut Hamas sind unter den 18 Palästinensern, die am Samstag freigelassen werden sollen, auch Personen, die lebenslange Freiheitsstrafen verbüßen, während 54 geringere Strafen absitzen und 111 nach dem 7. Oktober in Gaza festgenommen wurden. Die genauen Anklagen gegen die 111 sind unklar.

Während die Geiselnahme ein zentrales Thema bleibt, haben palästinensische Milizen während des Angriffs am 7. Oktober mehr als 1.200 Menschen getötet. Die israelischen Luftangriffe auf Gaza haben bis heute über 40.000 Menschenleben gefordert und einen Großteil des Küstengebiets in Trümmer gelegt, was zu einer humanitären Katastrophe für die Überlebenden geführt hat. Der Konflikt hat auch Auswirkungen auf die gesamte Region, wobei Israel in Konflikt mit dem Iran steht, einem Schlüsselunterstützer der Hamas, sowie mit Teheran-freundlichen Gruppen wie der Hisbollah im Libanon und den Houthis im Jemen.

Zukünftige Perspektiven der Verhandlungen

Die Zukunft des Waffenstillstands und der Geiselvereinbarung zwischen Israel und der Hamas bleibt ungewiss. Verhandlungen über die Verlängerung des Gaza-Waffenstillstands, der am 1. März ausläuft, sind unsicher. Ministerpräsident Benjamin Netanyahu zeigt sich äußerst skeptisch bezüglich des zweiten Phasenplans dieses Abkommens, das den vollständigen Abzug israelischer Truppen aus Gaza und die Rückkehr der verbleibenden Geiseln vorsieht. Sein Finanzminister Bezalel Smotrich hat angekündigt, die Regierung zu verlassen, falls der Waffenstillstand fortgesetzt wird.

Zur weiteren Verunsicherung gab US-Präsident Donald Trump bemerkenswerte Kommentare ab, in denen er vorschlug, dass die USA Gaza „übernehmen“, die Einwohner in Nachbarländer umsiedeln und die vom Krieg zerrissene Enklave neu entwickeln sollten. Seine Äußerungen wurden von extremistischen israelischen Ministern begrüßt und von der Hamas verurteilt.

Seine Vorschläge stießen international auf Kritik, wobei der britische Premierminister Keir Starmer betonte, dass Palästinenser „in ihre Heimat zurückkehren müssen“, während das französische Außenministerium erneut „seinen Widerstand gegen jede Zwangsumsiedlung“ bekräftigte. Ein Hamas-Vertreter nannte Trumps Vorschlag eine „Rezeptur für Chaos und Spannungen in der Region“ und forderte das Ende der Besatzung und der Aggression gegen die Palästinenser, anstatt sie aus ihrem Land zu vertreiben.

Diese Geschichte wurde aktualisiert.

Details
Quellen