„Tsunami 2004: Ein Tiroler Kriminalbeamter erzählt von grausamen Erinnerungen“

Khao Lak, Thailand - Im Jahr 2004 erlebte die Welt eine der verheerendsten Naturkatastrophen der Geschichte, als ein massives Erdbeben vor der Küste Indonesiens einen Tsunami auslöste, der rund 230.000 Menschen das Leben kostete. 86 Österreicher starben in Thailand, wo die Wellen die Traumstrände überrollten. Als ehemaliger Einsatzleiter des österreichischen DVI-Teams im Nachgang des Unglücks schildert Christoph Hundertpfund, dass viele Opfer als namenlose Leichen aufgefunden wurden. Unter immensem psychischen Druck versuchte das Team, den Toten „ihren Namen zurückzugeben“. Dabei wurden sie mit den grausamen Folgen der Katastrophe konfrontiert, die die Identifikation der Opfer enorm erschwerten, wie er im Interview mit Volksblatt schilderte.

Emotionale Erinnerungen und Einsatzbedingungen

Hundertpfund erinnert sich an den „Stefanitag 2004“, als die verheerenden Nachrichten über den Tsunami eintrafen. Kurz nach dem Ereignis wurde er mit einem Team nach Thailand entsandt. Die Bedingungen waren extrem: Unter tropischer Hitze mussten sie in den ersten Tagen bereits mit provisorischen Obduktionsbedingungen umgehen, während sie versuchten, die unbenannten Opfer zu identifizieren. Der Gestank verwesender Leichen und der Kampf gegen Schädlinge stellten große Herausforderungen dar. Über mehrere Monate hinweg stellte Hundertpfund fest, dass trotz der widrigen Umstände alle vermissten Österreicher erfolgreich identifiziert werden konnten – ein Erfolg, der im Vergleich zu anderen Nationen besonders hervorzuheben ist.

Zuletzt gab es jedoch Kontroversen über den Einsatz des DVI-Teams. Wie Thailandtip berichtete, warf ein Artikel in der Zeitschrift „Datum“ dem Team vor, unethisch vorgegangen zu sein, indem sie den Toten Hände und Kiefer entnommen hätten. Hundertpfund, mittlerweile pensioniert, äußerte sich verwundert über diese Anschuldigungen, betonte aber, dass solche Maßnahmen zum Standardverfahren gehörten und keineswegs ausschließlich von seinem Team praktiziert wurden. Trotz der Rückschläge bleibt ihm die Erinnerung an die Einsätze im Gedächtnis, die ihm eindringlich vor Augen führten, wie vergänglich das Leben ist und dass der Tod unweigerlich Teil unseres Seins ist.

Details
Vorfall Naturkatastrophe
Ursache Erdbeben, Tsunami
Ort Khao Lak, Thailand
Quellen