Serbische Radler auf Protesttour: Demokratie für Serbien erkämpfen!

Novi Sad, Serbien - Am Montagabend sind serbische Radler in Karlsruhe angekommen, nachdem sie eine Strecke von 1.395 Kilometern zurückgelegt hatten. Ihre letzte Etappe von 81 Kilometern begann am Dienstag um 13 Uhr. Vor Karlsruhe hatten die Radler in Städten wie München, Ulm und Stuttgart Übernachtungsstopps eingelegt, wo sie von hunderten Unterstützern empfangen wurden. In Wien versammelten sich am vorherigen Montag etwa 2.000 Menschen am Maria-Theresien-Platz, um den Radfahrern zu applaudieren. Diese beeindruckende Protestaktion hat auch Radfahrer aus anderen westeuropäischen Städten inspiriert, die sich dem Ziel, nach Straßburg zu fahren, anschlossen, darunter Teilnehmer aus Rotterdam, Amsterdam, Kopenhagen, Konstanz und Bonn, die ebenfalls für ihre Anliegen eintreten möchten.

Die Protestbewegung wird stark von den tragischen Ereignissen in Novi Sad geprägt, wo am 1. November 2024 mindestens 15 Menschen bei einem Vordach-Einsturz am Hauptbahnhof ums Leben kamen. Der Vorfall ereignete sich in einem dichten Menschenstrom und führte zu Rücktritten von Regierungschef Miloš Vučević sowie zwei Ministern. Die genauen Umstände des Einsturzes sind noch unklar, aber Innenminister Ivica Dacic warnte vor möglichen weiteren Opfern und berichtete von Schwierigkeiten bei den Rettungsarbeiten. Der Bahnhof, der im Juli 2024 nach Renovierungsarbeiten wiedereröffnet wurde, war Symbol für die moderne Infrastruktur Serbiens, obwohl das eingestürzte Vordach nicht Teil der Renovierung war.

Protest für Demokratie und Reformen

Die serbischen Radler fordern mit ihrer Aktion einen tiefgreifenden politischen Wandel in ihrem Land. Der Hintergrund der Proteste ist die wachsende Unzufriedenheit über die Korruption im Regierungsapparat unter Präsident Aleksandar Vučić, der seit zwölf Jahren im Amt ist. Studierende haben seit mehreren Monaten staatliche Universitäten blockiert und die Protestbewegung erreichte ihren Höhepunkt mit einer Großkundgebung in Belgrad Mitte März. Die Teilnehmer erhoben dabei schwerwiegende Vorwürfe gegen die Behörden, unter anderem wegen des Einsatzes einer verbotenen Schallkanone.

Die serbischen Radler verfolgen mit ihrer Reise nach Straßburg das Ziel, bei der Europäischen Union Gehör für ihre Anliegen zu finden und die serbische Diaspora für die Demokratiebewegung zu mobilisieren. Diese Bemühungen sind vor dem Hintergrund Serbiens als EU-Beitrittskandidatenland von Bedeutung. Das Land nimmt aktiv an Diskussionen über Demokratie und Menschenrechte teil, die im Europarat und beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte gefördert werden.

Die nächsten Tage versprechen weitere spannende Entwicklungen, da das Europäische Parlament Anfang Mai in Straßburg tagt. Der Austausch zwischen den Radlern und den politischen Entscheidungsträgern wird sicherlich im Mittelpunkt des Interesses stehen.

Details
Vorfall Einsturz
Ort Novi Sad, Serbien
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