Russische Reisen durch Europa trotz Sanktionen sorgen für Unmut

Seit Beginn des Jahres 2022 reist der russische Influencer Egor Melo durch Europa. Im vergangenen Jahr besuchte er Zürich, um die Eras Tour von Taylor Swift zu sehen, feierte Silvester in Paris und genoss die historischen Sehenswürdigkeiten von Nürnberg, Deutschland.
Einfluss der politischen Lage auf Reisen
Nach der Invasion Russlands in die Ukraine im Februar 2022 wurden die Direktflüge zwischen Russland und der EU eingestellt. Im September desselben Jahres hat die EU das Visumserleichterungsabkommen mit Russland ausgesetzt, was für russische Bürger bedeutet, dass sie einen längeren und teureren Prozess durchlaufen müssen, um ein Visum für die Einreise in die EU zu erhalten.
Erhöhte Visakosten und -anforderungen
Die Bearbeitungsgebühren für Schengen-Visa, die es Nicht-EU-Bürgern ermöglichen, innerhalb des 29-Länder umfassenden Schengen-Raums zu reisen, sind aufgrund der Aussetzung visumfreier Abkommen gestiegen. Einige EU-Staaten, viele davon an der Grenze zu Russland, bieten weniger Konsulartermine für Russen an. Die EU hat die Mitgliedsstaaten zudem aufgefordert, russische Visaanträge gründlich zu prüfen.
Reisen nach Europa bleibt möglich
Die neuen Regeln hindern russische Touristen nicht daran, nach Europa zu reisen – es macht den Prozess jedoch komplizierter und kostspieliger. Lettland, Norwegen, Polen, Finnland, Estland, Litauen und die Tschechische Republik haben sogar vollständige Visa-Bans für russische Bürger erlassen. Dennoch berichtete Melo auf seinem Instagram-Account, der „zeigen soll, dass Reisen in Europa für alle zugänglich ist“, dass er „in den letzten Jahren bereits in zwei dieser Länder mit einem Touristenvisum war und keine Probleme hatte.“
Alternativen für russische Touristen
Sein Rat? Besorgen Sie sich ein Visum eines anderen Schengen-Landes: „Fliegen Sie beispielsweise nach Italien und reisen Sie von dort aus in diese Länder.“ Melo lehnte eine Anfrage von CNN ab, um über seine Behauptungen zu sprechen. Das Verbot der baltischen Staaten gilt nur für russische Bürger, die die externe Schengen-Grenze überqueren – nicht für Einreisen aus anderen Schengen-Ländern.
Schwierigkeiten bei Visabeschaffung
Melo ist nicht allein in seiner fortgesetzten Reise. Der Innenminister Lettlands verurteilte kürzlich die Aufzeichnungen, die auf einem EU-Treffen präsentiert wurden und besagten, dass 2024 über 565.000 Schengen-Visa an Russen erteilt wurden, davon 90 % für Tourismus. Dies ist ein massiver Rückgang im Vergleich zu den vier Millionen, die vor der Pandemie im Jahr 2019 erteilt wurden, jedoch ein Anstieg um 25 % im Vergleich zu 2023. Die Ablehnungsquote für Russen zeigt signifikante Unterschiede zwischen den Mitgliedstaaten – von 1 % bis 65 % in der ersten Jahreshälfte 2024.
Erfahrungen russischer Reisender
Ein bekannter Reiseblogger aus Russland, der anonym bleiben möchte, bestätigte die Aussage der russischen Reiseindustrie. Er hat kürzlich Norwegen besucht, ein Land, das seit Mai 2024 keine Visa mehr für russische Touristen ausstellt. „Momentan erfordert die Beantragung eines Visums viele zusätzliche Dokumente, die früher nicht notwendig waren, wie gebuchte Flugtickets, Hotelreservierungen oder sogar Steuerzertifikate“, berichtete er.
Grenzen überschreiten ohne Probleme
Selbst ohne EU-Aufenthaltsgenehmigung ist es möglich, über Estland, Lettland, Litauen und Polen nach Russland einzureisen. „Deshalb gibt es im Sommer lange Schlangen an der Grenze Narva-Ivangorod, da Flüge nach Tallinn günstig sind und viele Touristen mit Visum den Rückweg über die estnisch-russische Grenze bevorzugen“, so der Blogger.
Tourismus trotz politischer Spannungen
Russische Reiseunternehmen bieten weiterhin Touren in Länder an, die angeblich Visa für russische Touristen blockiert haben. Ein bekanntes Unternehmen bietet derzeit eine 15-tägige Rundreise durch Finnland, Schweden, Norwegen und Lettland an. „Wie einfach ist es wirklich, ein Visum zu erhalten?“, wurde gefragt, ob man über ein Drittland in Lettland einreisen könne. Der Verkaufsberater einer Agentur in St. Petersburg gab an, dass sie bei der Einreise „über ein drittes Land“ helfen könnten und empfahlen Frankreich für die Visa-Beschaffung.
Schlussfolgerungen und Ausblick
Während die Diskussion über Visa für russische Reisende weitergeht, wächst die Frustration. Kritiker der Visa-Beschränkungen argumentieren, dass diese nicht rechtmäßig sind und das EU-Recht brechen. Die wichtigen Fragen, die sich aus dieser Situation ergeben, betreffen die rechtlichen und moralischen Aspekte des Tourismus in Zeiten geopolitischer Spannungen.
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