Evelyn T.: IS-Anhängerin gesteht, kommt nach zwei Jahren frei!

Wien, Österreich - Heute wurde ein Urteil gegen die 26-jährige Evelyn T. gesprochen, die seit dem 1. März 2025 in Untersuchungshaft sitzt. Ein Schöffensenat verhängte eine zweijährige Freiheitsstrafe, wobei die Strafe unter einer dreijährigen Probezeit bedingt nachgesehen wurde. Die Frau wird nach der Verhandlung auf freien Fuß gesetzt, nachdem sie ein umfassendes Geständnis abgelegt hat. Während des Prozesses wurde der Saal von maskierten und schwer bewaffneten Kräften der Justizwache sowie mehreren Polizeibeamten und Verfassungsschützern überwacht, was die Brisanz des Verfahrens unterstreicht.

Evelyn T. hat eine bewegte Geschichte. Ihre ersten Sympathien für den IS entwickelte sie bereits im Jahr 2015, als sie in Wien den stark radikalisierten Afghanen Qais Z. kennenlernte. Nach islamischem Recht heiratete sie ihn, doch kurz nach der Trauung reiste er nach Syrien, um sich dem IS anzuschließen. Evelyn T. folgte ihm im Juni 2015, wo sie unter extremen Bedingungen leben musste und mit ihrem Sohn bis Ende Februar 2025 im Gefangenenlager Al-Roj interniert war. Während ihrer Zeit in Syrien berichtete sie von mangelndem Kontakt zur Außenwelt und dem Gefühl, wie in einem Gefängnis zu leben.

Radikalisierung in Europa

Die Geschichte von Evelyn T. ist nicht isoliert, sondern spiegelt eine tiefere Problematik wider. Die IS-Camps in Syrien sind bekannte Brutstätten für Radikalisierung und logistischer Knotenpunkt für radikale Strukturen in Europa. Jihan Hamza, Mitglied des Syrischen Frauenrates, erläutert, dass viele Insassen, darunter auch Kinder, in einer extremen und radikalisierten Umgebung leben, was zur Entstehung einer neuen IS-Generation führt. In den Lagern sind rund 50.000 Menschen interniert, darunter etwa 6.000 aus Europa.

Die Situation in Europa bleibt angespannt. Trotz der militärischen Niederlage des IS im Jahr 2019 ist die Ideologie im Gefängnis und in den Camps weiterhin lebendig. In den letzten Jahren gab es mehrere Attentate in europäischen Städten wie Villach, Mannheim, Solingen und München. Auch die Zahl der terroristischen Festnahmen stieg signifikant, wobei 2022 in der EU 380 Personen aufgrund terroristischer Straftaten festgenommen wurden.

Der Einfluss des Internets

Ein weiterer Aspekt der Radikalisierung in Europa ist der Einfluss des Internets. Soziale Medien und geschlossene Netzwerke agieren oft als Echokammern, die extreme Einstellungen verstärken. Extremistische Organisationen nutzen das Internet zur Rekrutierung neuer Mitglieder und zur Verbreitung ihrer Propaganda. Gerade in Schulen, Universitäten und sogar in Gefängnissen finden Rekrutierungsversuche statt, da isolierte Umfelder Menschen anfälliger für Radikalisierung machen.

Ob und wie Radikalisierung durch internationale Hilfe und politische Abkommen, insbesondere zwischen der kurdischen Selbstverwaltung und der syrischen Übergangsregierung, eingedämmt werden kann, bleibt unklar. Vergangene Monate zeigen, dass die Herausforderungen und Risiken weiterhin bestehen. Evelyn T. hat bereits ihren Teil dieser komplexen Geschichte erlebt, und ihre Rückkehr nach Österreich wirft Fragen über den Umgang mit ehemaligen IS-Anhängern auf.

Die Entwicklungen rund um Evelyn T. und die fortbestehende Gefahr von Radikalisierung in Europa machen deutlich, dass die Thematik weitreichende gesellschaftliche und politische Konsequenzen hat.

Mehr zu diesem Thema finden Sie bei 5min, Wiener Zeitung und dem Europäischen Parlament.

Details
Vorfall Terrorismus
Ort Wien, Österreich
Festnahmen 2
Quellen