NATO stärkt Verteidigung kritischer Unterseekabel in der Ostsee

Am Morgen des ersten Weihnachtstags wurden die Betreiber des estnischen Stromnetzes mit einer unerwarteten Überraschung konfrontiert: Das Estlink 2-Kabel, das Estland mit Finnland verbindet, war ausgefallen. Dieser Ausfall ließ nur das Estlink 1-Kabel in Betrieb, was den Stromfluss nach Estland um fast zwei Drittel reduzierte.
Folgen der Kabelunterbrechung
Der Bruch hatte kaum Auswirkungen auf die Dienstleistungen, da ausreichende Reservekapazitäten vorhanden waren. Dennoch schürte er Ängste, dass die Energiepreise steigen würden, solange das Kabel offline blieb – möglicherweise für Monate. Am folgenden Tag haben finnische Beamte den Tanker Eagle S, der unter der Flagge der Cookinseln fährt und angeblich Öl von Russland nach Turkey transportierte, boardiert und festgenommen. Dieser hatte das Kabel überquert, wobei, wie die finnischen Behörden angaben, anscheinend der Anker hinterhergezogen wurde.
Verdacht auf hybride Angriffe
Der estnische Verteidigungsminister Hanno Pevkur verwies in einem Interview mit CNN in Tallinn schnell darauf, dass es sich nicht um den ersten mutmaßlichen „hybriden Angriff“ in den letzten Monaten handelte, alle mit einem ähnlichen modus operandi. Er räumte jedoch ein, dass einige glauben, es könnte sich um einen Unfall gehandelt haben. Wirklich folgenreich war jedoch der Vorfall vom 25. Dezember.
NATO reagiert auf die Vorfälle
Die NATO, die bereits Vorfälle des mutmaßlichen Kabelschneidens verfolgt, reagierte prompt. Innerhalb von drei Wochen hatte das Bündnis eine koordinierte Gruppe von Kriegsschiffen in See geschickt, um solche vermuteten Angriffe abzuschrecken. NATO-Generalsekretär Mark Rutte äußerte bei der Ankündigung der neuen Überwachungs- und Abschreckungsmission, die „Baltic Sentry“ genannt wird, seine „ernsthafte Sorge“ über eine „wachsende Bedrohung unserer kritischen Unterwasserinfrastruktur“.
Kritische Infrastruktur im Fadenkreuz
Obwohl die NATO bereits die Patrouillen im Baltischen Meer verstärkt und die Koordination mit den nationalen Polizeibehörden sowie den Grenzschutzbehörden der betroffenen Länder erhöht hatte, war der Vorfall vom 25. Dezember nur der jüngste in einer Reihe von Vorfällen, die die Europäische Union als „eine Serie verdächtiger Angriffe auf kritische Infrastruktur“ bezeichnet hatte. Russland wies jegliche Verantwortung für die Schäden zurück. Pevkur ist jedoch skeptisch und macht die Schiffe der „Schattenflotte“ Russlands verantwortlich, die angeblich versuchen, westliche Beschränkungen für den Verkauf von russischem Öl zu umgehen.
Globale Auswirkungen von Ausfällen
Unter der Ostsee verlaufen Dutzende von anfälligen Internet- und Stromkabeln, die größtenteils ungeschützt auf dem Meeresboden verlegt sind. Rutte betonte, dass mehr als 95 % des globalen Internetverkehrs über Unterseekabel abgewickelt werden. Schäden an diesen Kabeln könnten nicht nur kostspielige Reparaturen erfordern, sondern auch monatelang Folgen haben. Selbst kleinere Ausfälle könnten zehntausende Menschen davon abhalten, ihre Lieblingssendungen und -filme zu sehen, und sich negativ auf Online-Einkäufe sowie Hauslieferungen auswirken.
Technologische Unterstützung durch KI
Die Operation Baltic Sentry wird von KI unterstützt, die im neuen NATO Maritime Centre for the Security of Critical Undersea Infrastructure im Vereinigten Königreich betrieben wird. Der Kommandeur der NATO-Maritimeinsatzgruppe betonte die Notwendigkeit, schnell zu reagieren. „Wir bauen ‚Muster des Lebens‘ in der Ostsee auf und beobachten Anomalien, wie Schiffe, die häufig ihre Richtung ändern oder in der Nähe kritischer Kabel verweilen“, erklärte er.
Mit den gesammelten Ressourcen von Kriegsschiffen, KI, hochmodernen Tracking-Daten und dem Einsatz von F-35-Stealth-Jets will die NATO innerhalb einer halben bis einer Stunde auf verdächtiges Verhalten reagieren – weit schneller als bei bisherigen Vorfällen. Dennoch betont Markussen, dass dies ein sensibles Thema sei, und warnt davor, dass die Situation leicht eskalieren könnte.
Ausblick auf die Zukunft
Der estnische Verteidigungsminister Pevkur, dessen Land historische Gründe hat, Russland zu fürchten, ist angesichts des Kabelsabschneidens skeptisch und spricht von einer erweiterten Form des Ukraine-Kriegs. Er betont, dass die NATO und die westlichen Nationen zusammenarbeiten müssen, um Drohungen wirksam zu bekämpfen. Diese Vorfälle verdeutlichen die Notwendigkeit, die Sicherheit kritischer Infrastruktur in der Ostsee zu verstärken und potenzielle Gefahren aus dem Blickfeld zu vermeiden.
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