Kraftvolles Finale: Mussorgskis Chowanschtschina erobert Salzburg!

Salzburg, Österreich - Am 18. April 2025 wird die unvollendete Oper „Chowanschtschina“ von Modest Mussorgski im Rahmen der Osterfestspiele Salzburg aufgeführt. Die Inszenierung wird unter der Regie von Simon McBurney und mit der musikalischen Leitung von Esa-Pekka Salonen präsentiert. Diese Produktion zielt darauf ab, so nah wie möglich am Original von Mussorgski zu bleiben, obwohl der Komponist sein Werk über den Moskauer Strelizen-Aufstand von 1682 nicht vollenden konnte. Die bekannteste Aufführungsfassung stammt von Dmitri Schostakowitsch, doch Salzburg nimmt sich der Herausforderung an, die Lücken durch elektronische Klänge von Tuomas Norvio zu füllen und eine Verbindung von Rekonstruktion, Interpretation und Neuschöpfung zu schaffen.

Die prominentesten Figuren der Oper sind Iwan Chowanskij, der Fürst Golitzyn, die sektiererischen Altgläubigen, vertreten durch Dossifej, sowie Marfa in der zentralen Rolle. Die Inszenierung von McBurney zeichnet sich durch ein eindrucksvolles Bühnenbild von Rebecca Ringst aus, das mit verschiebbaren Wänden bedrohliche Räume schafft. Die Aufführung eröffnet mit einer bedrohlichen Geräuschkulisse und einer animierten Videoprojektion, während der Chor, bestehend aus dem Bachchor Salzburg und dem Slowakischen Philharmonischen Chor, mit seiner starken Präsenz das Publikum beeindruckt.

Aufführung und Performance

Das Ensemble um Nadezhda Karyazina als Marfa hat mit ihrem starken, gleichmäßigen Stimmklang überzeugt und wurde mit dem Herbert-von-Karajan-Preis ausgezeichnet. Vitalij Kowaljow als Iwan Chowanskij, Daniel Okulitch als Golitzyn und Ain Anger als Dossifej zeigten allesamt starke Leistungen. Trotz einiger akustischer Probleme im Bühnenraum wurde die Aufführung als eindrucksvoll erlebt. Das Publikum reagierte mit großem Jubel, was die lang anhaltenden Applaus der Regie- und Musikkunst verdeutlichte.

Während Salonen mit seiner kühlen, sachlichen Dirigierweise bekannt ist, die in Salzburg als zu dominant wahrgenommen wird, erhebt sich die Frage, ob dies dem emotionalen Tiefgang im Gegensatz zu anderen Inszenierungen, wie jener in Genf, schadet. Dort wird die Oper unter der Regie von Calixto Bieito als düsterer und unmittelbarer dargestellt, was die Tragedie Russlands in einem anderen Licht erscheinen lässt. Die Inszenierungen in Salzburg und Genf repräsentieren unterschiedliche Ansätze, die sich in den Darstellungen von Macht und Geschichte zeigen.

Eine Reflexion über russische Geschichte

Mussorgskis „Chowanschtschina“ gilt als eines seiner politisch brisantesten Werke und wird oft als Oper der Stunde betrachtet, die das Kontinuum der russischen Geschichte reflektiert. Insbesondere die Salzburger Produktion berücksichtigt eine zusätzliche Manuskriptseite, die die letzte Szene zwischen Marfa und Andrei Chowanski betrifft, was der Aufführung eine besondere Note verleiht.

Die musikalische Darbietung des Finnischen Radio-Symphonieorchesters wird allgemein als professionell beschrieben, wenngleich es an emotionalem Gewicht mangelt. Gerard McBurneys Anpassungen in der Orchesterbegleitung haben zwar für eine moderne Perspektive gesorgt, könnten allerdings den Fluss des Werkes unterbrechen. Im Gegensatz dazu wird die Inszenierung in Genf für ihre bessere Übergangs- und Intonationseinstellung geschätzt und als emotionaler empfindsamer wahrgenommen.

Insgesamt spiegelt die Salzburger Aufführung die historische und kulturelle Tiefe von Mussorgskis Werk wider, während sie gleichzeitig den Fokus auf die zeitlose Erzählung von Macht und Glauben lenkt. Die Verknüpfung von historischen Themen mit zeitgenössischen Ansätzen bleibt ein zentrales Anliegen und führt zu anhaltenden Diskussionen über die politische Relevanz und künstlerische Interpretation der Oper.

Details
Vorfall Sonstiges
Ort Salzburg, Österreich
Quellen