Theater unter Druck: Kommt die Triggerwarnung für alle Aufführungen?

Vienna, Österreich - Der Umgang mit Triggerwarnungen in der Theaterlandschaft gewinnt zunehmend an Bedeutung, besonders im Vorfeld des Berliner Theatertreffens, das vom 2. bis 18. Mai stattfindet. Laut vienna.at wünschen sich viele Theatergänger solche Warnungen für bestimmte Stücke. Nora Hertlein-Hull, die Leiterin des Theatertreffens, hebt hervor, dass das Publikum eine klare Erwartungshaltung bezüglich dieser Hinweise hat. Beispielsweise werden auf der Webseite des Treffens bei sechs von zehn Inszenierungen Triggerwarnungen präsentiert, um auf sensible Inhalte aufmerksam zu machen.

Die Inhalte, die durch die Warnungen angesprochen werden, umfassen rassistische Sprache, sexistische und gewalttätige Darstellungen sowie intensive Geräusche und Lichtblitze. Zwei österreichische Produktionen, „Sancta“, eine blutige Opernperformance von Florentina Holzinger, und „End of Life“, eine Virtual-Reality-Installation des Kollektivs DARUM, sind Teil des Programms und werden ebenfalls mit Warnungen versehen.

Diskussion über die Notwendigkeit von Triggerwarnungen

Der Einsatz von Triggerwarnungen stößt jedoch nicht bei allen auf Zustimmung. Kritiker fordern mehr künstlerische Freiheit und warnen, dass diese Hinweise möglicherweise die Inszenierung vorwegnehmen. Hannes Oppermann, Dramaturg am Schauspiel Hannover, hebt hervor, dass vom Publikum umfassende Informationen gewünscht werden, da dies die Ernsthaftigkeit der Bedürfnisse der Zuschauer reflektiert. Er bemerkt zudem, dass immer weniger Menschen sich vollständig überraschen lassen wollen und die Verwendung von Inhaltshinweisen als einen Service betrachten.

Ein weiterer Aspekt der Triggerwarnungen ist das damit verbundene wachsende Bewusstsein für psychische Erkrankungen. Deutschlandfunk Kultur berichtet, dass sich viele Zuschauer*innen beim Theaterbesuch auf überfordernde oder verletzende Gefühle vorbereiten wollen. Oppermann betont, dass explizite Warnungen in vielen Fällen nicht notwendig sind, da nicht jede unangenehme Erfahrung ein Trauma ist, das eine Warnung erfordert.

Vielschichtige Trigger-Inhalte und deren Auswirkungen

Die Bandbreite der Trigger, die in Theaterstücken thematisiert werden, ist groß. So berichtet Staatsschauspiel Dresden, dass unter anderem körperliche, seelische oder sexualisierte Gewalt, Kindesmissbrauch, Selbstverletzung und Suizid in einigen Inszenierungen behandelt werden. Die Theatermacher*innen suchen den Austausch mit dem Publikum, da individuelle Erfahrungen im Theaterereignis oft überfordern können.

Die Warnungen beziehen sich nicht nur auf die expliziten Inhalte, sondern bieten auch Hilfe und Informationen zu Themen wie Sucht und Drogenprävention. Bei Inszenierungen, die Gewalt, Rassismus, Antisemitismus und Diskriminierung behandeln, werden geeignete Beratungsstellen und Notrufe für Opfer sexualisierter Gewalt angeführt. Dies unterstreicht die Verantwortung der Theater, den Zuschauern nicht nur Unterhaltung, sondern auch Sicherheit und Unterstützung zu gewährleisten.

Insgesamt zeigt sich, dass Triggerwarnungen in der modernen Theaterlandschaft eine komplexe und oft kontroverse Rolle spielen. Die Diskussion darüber, wie sensibel mit diesen Themen umgegangen werden sollte, wird weiterhin aufmerksam verfolgt.

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Ort Vienna, Österreich
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