Michael Gaismair: Erbe einer gerechten Gesellschaft im Herzen Tirols

In Innsbruck fand kürzlich eine bedeutende Tagung zum Gedenken an Michael Gaismair statt, organisiert von der Landesregierung Tirol und der Universität Innsbruck. Gaismair, eine prägende Figur in der Geschichte Tirols, war in den frühen 1500er Jahren einer der Anführer des Tiroler Bauernaufstands. Dieser Aufstand war Teil eines größeren Konflikts, der nicht nur Tirol, sondern weite Teile Deutschlands erfasst hatte. Hierbei erhoben sich Bauern und Bergknappen gegen die drückende Unterdrückung ihrer Zeit.
Die Veranstaltung, die auch eine Exkursion nach Sterzing umfasste, zielte darauf ab, die vielfältigen Aspekte von Gaismairs Wirken und seinen Einfluss auf die Tiroler Gesellschaft näher zu beleuchten. Unter den Gästen war Josef Geisler, der für Landwirtschaft zuständige Landeshauptmannstellvertreter, der die bleibende Relevanz der von Gaismair vorgebrachten Ideen hervorhob. Er betonte, dass Gaismair den Bauern nicht nur Mut machte, sondern ihnen auch eine Vorstellung davon vermittelte, wie eine gerechtere Gesellschaft aussehen könnte.
Die Tiroler Landesordnung und ihre Vision
Ein zentraler Punkt der Diskussion war Gaismairs utopische Vorstellung einer Tiroler Landesordnung, die Elemente eines egalitären und christlich-demokratischen Systems beinhaltete. Diese Ordnung, die nie vollständig verwirklicht werden konnte, forderte grundlegende Veränderungen: die Abschaffung des Adels, die Gleichheit aller Menschen vor dem Gesetz und eine soziale Absicherung für die weniger Glücklichen. „Die Gaismair’sche Landesordnung war ein mutiger Entwurf, der sich mit den Grundfragen von Gerechtigkeit und Solidarity auseinandersetzte“, erklärte Christoph Haidacher, Direktor des Tiroler Landesarchivs.
Die Tagung bot auch einen Vergleich zwischen Gaismair und anderen einflussreichen Persönlichkeiten wie Andreas Hofer, wobei die literarische Rezeption von Gaismair thematisiert wurde. Von Franz Kranewitter bis Felix Mitterer wurde diskutiert, wie diese historischen Figuren die Erinnerung an den Bauernaufstand und dessen Anführer geprägt haben.
Die Bedeutung der Tiroler Landesordnung zeigt sich heutzutage auch in der Verfassung, die auf den Verhandlungsergebnissen des Bauernlandtags von 1525 und 1526 basiert. Diese Nachlässe der damaligen Bauernbewegung waren von realpolitischer Relevanz und führten durchaus zu Verbesserungen für die Bauern und Bürger. Robert Rebitsch von der Universität Innsbruck hob hervor, dass Gaismairs Konzepte zu den Forderungen dieser Zeit auch heute noch in einem gewissen Maß Gültigkeit besitzen.
Michael Gaismair wurde um 1490 in der Südtiroler Gemeinde Tschöfs geboren. Aus bescheidenen Verhältnissen stammend, erhielt er eine umfassende Schulbildung, die ihm den Aufstieg ermöglichte. Er arbeitete unter anderem als Sekretär für den Bischof von Brixen, sammelte Erfahrungen im Militär und war mit den Ideen der Reformation vertraut. Nach der Niederlage des Bauernaufstands musste Gaismair ins Exil fliehen und fand schließlich 1532 in Padua ein tödliches Ende.
Die Tagung in Innsbruck erinnerte nicht nur an die Geschichte, sondern bot auch einen Raum für aktuelle Diskussionen über Gerechtigkeit und Solidarität. In Zeiten, in denen soziale Ungleichheit wieder zu einem relevanten Thema wird, scheint das Erbe von Michael Gaismair aktueller denn je zu sein.
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