Wehrpflicht für Frauen? Österreichs Streit um gleichberechtigten Dienst!
Österreich - In Österreich wird die Diskussion um die Einführung einer Wehrpflicht für Frauen intensiver. Erich Cibulka, Präsident der Österreichischen Offiziersgesellschaft, fordert, dass das Bundesheer flexibler werden müsse und die tauglichsten Personen unabhängig vom Geschlecht rekrutiert werden sollten. Diese Debatte gewinnt an Bedeutung, besonders seit Dänemark angekündigt hat, ab 2026 als zweites EU-Land die Wehrpflicht für Frauen einzuführen, während Schweden und Norwegen bereits ein ähnliches Modell haben. Cibulka verweist in diesem Zusammenhang darauf, dass die Wehrpflicht für Frauen die Gleichstellung der Geschlechter innerhalb der Streitkräfte fördern könnte, was 5min.at berichtet.
In Deutschland gibt es ebenfalls eine Debatte über die Wehrpflicht für Frauen. Generalinspekteur Carsten Breuer hat vorgeschlagen, die Wehrpflicht auszuweiten, um den derzeitigen Fachkräftemangel in der Bundeswehr zu bekämpfen. Dies würde eine Änderung im bestehenden Wehrdienstmodell erfordern, welches bereits einen Grundwehrdienst von sechs Monaten sowie eine freiwillige Wehrdienstverlängerung vorsieht. Ziel dieser Vorschläge ist es, die Bundeswehr für den Verteidigungsfall zu stärken. RND berichtet von einem Bedarf von rund 100.000 Reservisten.
Gegensätzliche Positionen in Österreich
Die österreichische Verteidigungsministerin Klaudia Tanner, die zu den Kritikerinnen der Wehrpflicht für Frauen zählt, verweist auf die bestehenden Ungleichheiten in vielen Lebensbereichen. Aktuell haben Frauen die Möglichkeit, freiwillig Grundwehrdienst zu leisten. Seit April 2023 haben 489 Frauen diesen Weg gewählt, von denen 282 bereits eingerückt sind. Im Vergleich dazu leisten jährlich rund 16.000 Männer ihren Grundwehrdienst. Historisch gesehen rückten die ersten Soldatinnen 1998 in das Bundesheer ein; aktuell gibt es 810 aktive Soldatinnen, deren Anteil bei lediglich 4,6 % liegt. Ihr Ziel ist es, den Frauenanteil auf 15 % zu erhöhen, was die Dringlichkeit der aktuellen Debatte verdeutlicht.
Die Diskussion über möglichen Änderungen im Grundwehrdienst umfasst auch die mögliche Verlängerung von sechs auf acht Monate, die eine Expertenkommission derzeit prüft. Milizbeauftragter Erwin Hameseder unterstützt diese Idee aufgrund der sich verändernden sicherheitspolitischen Lage. Ein alternatives Modell, das Cibulka vorschlägt, nennt sich „Österreich-Jahr“, bei dem junge Erwachsene zwischen Wehrdienst und Zivildienst wählen können. Derzeit leisten 11.798 Männer Zivildienst, der vor allem soziale Bereiche wie Rettung, Altenpflege und Behindertenhilfe umfasst.
Internationale Perspektiven
Ein Blick auf die internationalen Praktiken zeigt, dass in einigen Ländern bereits eine Wehrpflicht für Frauen Realität ist. In Israel müssen Männer drei Jahre und Frauen zwei Jahre Wehrdienst leisten, während in Eritrea und Kuba beide Geschlechter zur Wehrpflicht herangezogen werden. Norwegen hat seit 2015 eine geschlechtsneutrale Wehrpflicht eingeführt, und in Schweden gilt diese für alle zwischen 16 und 70 Jahren, da die Wehrpflicht dort bereits seit 2017 gilt. Das Beispiel Deutschlands illustriert zusätzlich die Komplexität der Debatte, da eine Ausweitung der Wehrpflicht auf Frauen eine Grundgesetzänderung erfordert, die eine Zweidrittelmehrheit im Bundestag und Bundesrat benötigt.
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Vorfall | Gesetzgebung |
Ort | Österreich |
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