Trumps Gaza-Plan birgt Risiken für arabische Verbündete

Der Ausbruch an Reaktionen auf die Ankündigung von US-Präsident Donald Trump, eine „Übernahme“ von Gaza anzustreben, hat in vielerlei Hinsicht die Gemüter erregt. Ein Insider aus dem Nahen Osten bezeichnete diese Idee als „verrückt“. Doch warum würde jemand, der mit den Taktiken Trumps und den Nuancen der Nahost-Diplomatie bestens vertraut ist, eine solch undiplomatische Einschätzung abgeben?
Die Konsequenzen von Trumps Politik
Einfach ausgedrückt, wird Trumps offener Richtungswechsel in Bezug auf Gaza von den meisten Nahostführern als nachteilig für alle Beteiligten angesehen – weder für sie selbst, noch für die Palästinenser, und nicht einmal für Trump. Im schlimmsten Fall signalisiert Trumps radikale Abkehr von jahrzehntelanger US-Außenpolitik, die die Etablierung eines palästinensischen Staates inklusive Gaza unterstützen sollte, die Furcht vieler im Nahen Osten. Diese Besorgnis ist, dass der Krieg Israels gegen Hamas nach dem Angriff der Gruppe am 7. Oktober 2023 ein Vorwand sein könnte, um die 2,1 Millionen Palästinenser im Gazastreifen dauerhaft aus ihren Häusern zu vertreiben.
Die Reaktion Saudi-Arabiens
Saudi-Arabien, als führendes diplomatisches Zentrum der Region und spiritueller Mittelpunkt für die 1,8 Milliarden Muslime weltweit, reagierte schnell auf Trumps Ankündigung. In einer offiziellen Erklärung des Außenministeriums wurde betont, dass die Position Saudi-Arabiens zur Schaffung eines palästinensischen Staates fest und unerschütterlich sei. Kronprinz Mohammed bin Salman (MBS) habe diese Haltung „klar und eindeutig“ bekräftigt.
Die Konflikte von MBS
Um diese Situation zu verstehen, muss man versuchen, wie MBS zu denken. Er ist das ultimative Machtzentrum in seinem Land und duldet keinerlei politischen Dissens. Dennoch stellt Hamas, die in Saudi-Arabien nicht existiert, für ihn eine existenzielle Bedrohung dar. Die Gruppe verkörpert den politischen Islam, ein Gräuel für jeden autokratischen Muslim, da sie, hätte sie die Möglichkeit, MBS und seine königlichen Kollegen in den Golfstaaten in kürzester Zeit stürzen könnte. Daher hat er ein großes Interesse an der Zerschlagung von Hamas.
Wirtschaftliche Interessen und politischer Druck
Auf der anderen Seite hat der brutale Krieg Israels in Gaza die bisher schlafenden pro-palästinensischen Sentimente in der saudischen Bevölkerung neu entfacht. Ein besonnener MBS ist sich bewusst, dass es zu öffentlichem Unmut führen würde, sollten die Menschen im Gazastreifen vertrieben werden. Er strebt nach Frieden im Nahen Osten, insbesondere nach einer Normalisierung der Beziehungen zu Israel, da dies sowohl seiner Bankbilanz zugutekommt als auch die Zufriedenheit seiner Bürger fördert.
Die Dilemmata Jordaniens und Ägyptens
Im Vergleich dazu stehen die von Trump genannten Länder – Jordanien und Ägypten – unter massivem Druck. Beide Staaten sind auf US-Hilfen angewiesen, um existent zu bleiben. Bei den Kriegen Israels von 1948 und 1967 erlebten sie eine enorme Zuwanderung von Gazanern, und beide Länder befürchten, dass eine weitere massive Aufnahme von Geflüchteten ihre Stabilität gefährden könnte. Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi betont, dass eine Vertreibung der Gazaner „niemals toleriert oder erlaubt werden könne, aufgrund ihrer Auswirkungen auf die nationale Sicherheit Ägyptens“.
Die geopolitische Lage
Die geopolitische Lage bleibt angespannt, denn Ägypten ist ein regionaler Schlüsselakteur, dessen Stabilität entscheidend für die Interessen der USA und Europas ist. Eine Instabilität in Jordanien könnte zu einem Machtvakuum führen, das Iran und andere radikale Akteure an Israels Grenze stärken könnte. Premierminister Benjamin Netanyahu hatte zuletzt betont, dass sein Kampf gegen Hamas erfolgreich sein müsse, da dies auch die Fähigkeit aller Demokratien im Kampf gegen den Terrorismus gefährden könnte.
Trumps Schlagabtausch mit Netanyahu
Trumps gegenwärtige Rhetorik scheint netzhautflogend gegen die Linien zu sein, die Netanyahu zuvor gezogen hat. Während dieser vor Kurzem eine Vision für Gaza entwarf, um das Gebiet in eine massive Freihandelszone zu verwandeln, könnte Trumps Annäherung an eine gewaltsame Vertreibung das Unaussprechliche zur Drucksituation machen – ein Vorgehen, das in der internationalen Gemeinschaft als Kriegsverbrechen gewertet werden könnte.
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