Milchsterne blühen: Ein Garten erinnert an vergessene Fluchtgeschichten
Arnbach, Österreich - Am 19. April 2025 wurde ein eindrucksvolles Projekt zur Erinnerung an Flucht und Vertreibung ins Leben gerufen, das sich in der Natur manifestiert. Die Künstlerin Annelies Senfter hat in Arnbach einen „Garten im Wald“ angelegt, in dem sie Milchsterne pflanzte, um den verfolgten Jüdinnen und Juden zu gedenken, die während des Nationalsozialismus nach Italien flohen. Dieser bewegende Ort am Grenzübergang Sillian–Arnbach steht symbolisch für die Gefahren, die mit dieser Flucht verbunden waren. Wie Dolomitenstadt berichtet, wurde der Milchstern, auch „Star of Bethlehem“ genannt, bewusst gewählt, da er sowohl für die gefährliche Flucht als auch für die Menschen steht, die den Verfolgten halfen.
Im November 2022 pflanzte Senfter die Milchsterne, jedoch blühten diese im darauffolgenden Frühling 2023 nicht. Mögliche Ursachen waren gefressene oder verfaulte Wurzelknollen sowie die Kälte. Trotz dieser Rückschläge gab die Künstlerin die Hoffnung nicht auf. Sie kehrte immer wieder zu ihrem Garten zurück und konnte schließlich im Frühling 2025 die ersten kleinen Milchsterne am ehemaligen Grenzübergang erblicken. Diese Blüten sind nicht nur ein Erinnerungszeichen für die verfolgten Menschen, sondern auch für jene, die ihr Leben riskierten, um ihnen zu helfen.
Die Ausstellung „Protokolle des Schweigens“
Für den 11. November 2025 plant Annelies Senfter eine Ausstellung mit dem Titel „Protokolle des Schweigens“, die in der Neuen Galerie in Innsbruck eröffnet werden soll. In der Nähe des Eduard-Wallnöfer-Platzes wird die Ausstellung auf die Geschichte von Flucht und Vertreibung verweilen. Interessanterweise ist im Befreiungsdenkmal in Innsbruck der Name der 1942 im KZ Auschwitz ermordeten Rosa Stallbaumer eingeschrieben, was den engen Bezug zur Thematik weiter verstärkt.
Die gesellschaftliche Relevanz der Erinnerungskultur ist nicht zu unterschätzen. Wie bpb.de feststellt, bleibt das Thema der Vertreibung und dessen Aufarbeitung ein umstrittenes und bedeutsames Element der deutschen Geschichte. Die Auseinandersetzung mit der Zwangsmigration und deren Folgen nach dem Zweiten Weltkrieg wird durch zahlreiche Bücher und Forschungsarbeiten unterstützt. Diese befassen sich mit der Geschichte der Vertriebenen und deren Integration sowie der Erinnerungskultur in Deutschland. Die Bedeutung solcher Projekte, wie das von Senfter, zeigt sich in der Verantwortung, auch schwierige Kapitel der Geschichte zu thematisieren und lebendig zu halten.
Die verschiedenen Publikationen, die sich mit dem Vertreibungsdiskurs beschäftigen, bieten zudem Perspektiven und Einsichten in die komplexe Thematik und zeigen, wie wichtig es ist, diese Geschichten nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Der historische Kontext, der durch eine Öffnung ostmitteleuropäischer Archive seit den 1990er-Jahren geschaffen wurde, hat dazu beigetragen, das Wissen über diese Ereignisse zu vertiefen und den Diskurs über Flucht und Vertreibung neu zu beleben.
Details | |
---|---|
Ort | Arnbach, Österreich |
Quellen |