Al-Sheikh wird Vizepräsident: Wer folgt Abbas als Palästinenserführer?

Ramallah, Palästina - Die Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO) hat einen neuen Vizepräsidenten ernannt: Hussein al-Sheikh, einen engen Vertrauten des palästinensischen Präsidenten Mahmoud Abbas. Al-Sheikh übernimmt zugleich den stellvertretenden Vorsitz der PLO. Dies wurde beschlossen, um die Führungsstruktur innerhalb der Autonomieverwaltung zu reformieren und das internationale Vertrauen zu stärken. Der Zentralrat der PLO hat die Stellvertreterämter neu geschaffen, die als Reaktion auf die aktuelle politische Situation im Westjordanland und die anhaltenden Schwierigkeiten im Gazastreifen gedeutet werden können. Ein bemerkenswerter Punkt ist, dass al-Sheikh im Falle des Todes von Abbas ohne neue Wahl nachfolgen kann, was eine direkte Übergangsregelung darstellt.

Al-Sheikh, 64 Jahre alt, ist ein erfahrener Politiker aus Ramallah und genießt das Vertrauen von Abbas, der bald 90 Jahre alt wird. Diese Ernennung wird im Kontext von Abbas‘ Streben betrachtet, eine zentrale Rolle im Wiederaufbau von Gaza zu spielen, besonders nach den jüngsten Konflikten in der Region. Trotz der Unbeliebtheit von Abbas in der palästinensischen Bevölkerung, wird al-Sheikh als gemäßigter Vertreter wahrgenommen, der im Vergleich zur Hamas steht.

Hintergrund und Politische Dynamik

Die letzte Präsidentschaftswahl in den Palästinensergebieten fand bereits 2005 statt, während die letzte Parlamentswahl 2006 stattfand und die Hamas die Kontrolle über den Gazastreifen übernahm. Seitdem wurden zahlreiche Neuwahlen aufgrund von Streitigkeiten zwischen der Fatah, zu der auch Abbas gehört, und der Hamas nicht durchgeführt. Diese politische Instabilität hat zur Schaffung des Vizepräsidentenpostens geführt, um eine klarere Nachfolgeregelung zu etablieren. Die palästinensische Autonomieverwaltung kontrolliert derzeit nur Teile des Westjordanlandes und sieht sich Herausforderungen durch die israelische Militärverwaltung gegenüber.

Hussein al-Sheikh hatte bereits eine prominente Rolle in der Autonomiebehörde inne. Er diente als Chief of the Civil Administration, war zuständig für zivile Angelegenheiten und hielt bedeutende Kontakte zu Israel. Al-Sheikh kommt mit einer politischen Vorgeschichte, die elf Jahre in israelischen Gefängnissen umfasst, was seine Rolle und Wahrnehmung innerhalb der Palästinensergemeinschaft kompliziert macht. Er wird als umstrittene Figur wahrgenommen, insbesondere angesichts von Vorwürfen, dass die Autonomiebehörde ineffektiv und korrupt sei. Dennoch wird erwartet, dass seine internationalen Verbindungen, insbesondere zu wohlhabenden Golfstaaten und zur israelischen Führung, einen gewichtigen Einfluss auf sein neues Amt haben werden.

Aussichten und Herausforderungen

Die Ernennung von al-Sheikh wirft Fragen über die zukünftige Führung der palästinensischen Autonomie auf. Obwohl er als Favorit für die Präsidentschaft gilt, bleibt die Unsicherheit über die Nachfolge Abbas’ bestehen. Abbas hat die Befugnis, al-Sheikh jederzeit zu entlassen, was die Dynamik innerhalb der PLO weiter verkomplizieren kann. Zudem stehen ihm potenzielle Rivalen und andere Anwärter auf die Präsidentschaft gegenüber, was die Kontinuität seiner Machtposition in Frage stellen könnte.

Diese Entwicklungen unterstreichen die Notwendigkeit von Reformen innerhalb der palästinensischen Führung und die Herausforderungen, die mit der Wiederherstellung des politischen Vertrauens in einem Kontext bestehen, in dem die PLO als unzureichend wahrgenommen wird. Diese Situation könnte sowohl die palästinensische Gesellschaft als auch die internationale diplomatische Arena beeinflussen.

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Ort Ramallah, Palästina
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