Slowenien warnt: Hymnen-Pläne könnten wichtige Beziehungen belasten!

Kärnten, Österreich - Die aktuellen Diskussionen um die geplante Aufnahme des umstrittenen Dachsteinlieds in die steirische Landesverfassung werfen einen Schatten auf die jahrzehntelange Kooperation zwischen Slowenien und der Steiermark. Wie die Kleine Zeitung berichtet, hat die slowenische Außenministerin Tanja Fajon bereits auf diplomatischem Wege Bedenken geäußert. Sie zeigt sich besorgt, dass die Hymnen-Pläne die Beziehungen zwischen den beiden Völkern belasten könnten.

Die Landesregierung aus ÖVP und FPÖ plant, das Dachsteinlied, dessen Text aus dem 19. Jahrhundert stammt und die slawische Bevölkerung in der historischen Untersteiermark als „Wenden“ bezeichnet, in die Landesverfassung aufzunehmen. Fajon kritisiert diese Initiative und hat mit der österreichischen Außenministerin Beate Meinl-Reisinger darüber gesprochen. Sie sieht einen dringenden Bedarf, die Rechte der Volksgruppen zu stärken und fordert konkrete Schritte in den Bereichen Justiz und Bildung.

Herausforderungen und Dialog

Das nächste Treffen des gemeinsamen Komitees zwischen den beiden Ländern ist für den Herbst angesetzt. Fajon hat ein „gutes Gefühl“ hinsichtlich der Optionen zur Verbesserung der Situation der slowenischen Volksgruppe in Österreich. Ein Schlüsselaspekt ihrer Empfehlungen ist der Abschluss der Justizreform in Kärnten, um den Zugang zur slowenischen Sprache in den Gerichten zu gewährleisten.

Fajon verweist zudem auf die Bemühungen, gemeinsam mit Österreich in der Westbalkan-Politik aktiv zu sein. Geplante Besuche in Montenegro oder Albanien könnten dabei eine Rolle spielen. Die slowenische Außenministerin äußert ihre Erwartungen, bis 2030 mindestens zwei westbalkansche Staaten in die EU zu integrieren, betont jedoch, dass ein gleichzeitiger Beitritt aller Staaten unrealistisch sei.

Kulturelle und historische Zusammenhänge

Das Verhältnis zwischen Slowenien und der Steiermark ist durch eine lange gemeinsame Geschichte geprägt. Historische Stereotypen, die seit dem 19. Jahrhundert bestehen, haben zu einem gegenseitigen Misstrauen geführt, wie die OWEP anmerkt. Slowenen sehen sich oft als unterdrücktes Volk, während Österreicher ihnen oftmals ein Bild von Knechten zuschreiben. Diese historischen Spannungen wurden während des Zweiten Weltkrieges, als Slowenien von Hitler-Deutschland besetzt war, verstärkt.

Durch den Vertrag von St. Germain nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Grenze zwischen dem SHS-Staat und Deutsch-Österreich festgelegt, was maßgebliche Auswirkungen auf die slowenische Minderheit in Kärnten hatte. Die Kärntner Volksabstimmung von 1920 hat einen tiefen Einschnitt im kollektiven Gedächtnis der Slowenen hinterlassen.

Derzeit leben Schätzungen zufolge zwischen 30.000 und 40.000 Slowenen in Kärnten sowie etwa 1.500 in der Steiermark. Trotz einiger Fortschritte in den bilateralen Beziehungen bleibt die Durchsetzung von Minderheitenrechten in Österreich unzureichend. Der historische Kompromiss von 2011, der zweisprachige Ortstafeln festlegt, wird als wichtig für das Überleben der slowenischen Volksgruppe angesehen.

Fajon hat zudem die kritische Lage in Serbien angesprochen und fordert einen pro-europäischen Kurs in der Region. Sie bezieht auch Stellung zu den Einreiseverboten gegen Milorad Dodik und spricht sich für einen stärkeren europäischen Einfluss auf die Entwicklungen im Westbalkan aus. In einem weiteren Geplänkel betont sie die Notwendigkeit eines UNO-Mandats für eine Friedenssicherungsmission in der Ukraine, bei der Slowenien bereit wäre, sich zu engagieren.

Insgesamt zeigt sich, dass die Beziehungen zwischen Slowenien und der Steiermark von vielschichtigen historischen sowie kulturellen Faktoren geprägt sind, die gegenwärtige politische Fragestellungen beeinflussen. Der Dialog über Minderheitenrechte und die Erhaltung kulturaler Identität bleibt weiterhin eine Herausforderung in diesem Kontext, während sich beide Seiten um Verständigung bemühen.

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Ort Kärnten, Österreich
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