Systemrelevante Berufe: Überstunden und Wertschätzung auf der Kippe!
Österreich - In Österreich arbeiten rund 1,4 Millionen Menschen in sogenannten „systemrelevanten“ Berufen, die in Krisenzeiten unabdingbar sind, um die Grundversorgung aufrechtzuerhalten. Zu diesen Berufen zählen unter anderem Reinigungskräfte, Angestellte im Lebensmittelhandel, Pflegekräfte und Kindergartenpersonal. Besonders viele dieser Beschäftigten sind Frauen und Personen mit Migrationshintergrund. Eine aktuelle Studie von Foresight zeigt, dass sich die Arbeitsbedingungen in diesen Berufen in den letzten Jahren deutlich verschlechtert haben. So ist der Anteil der Beschäftigten, die häufig Überstunden machen, von 15% im Jahr 2020 auf 25% gestiegen, besonders stark zugenommen haben die Überstunden in der Altenpflege und unter Kindergartenpädagoginnen, wie Kleine Zeitung berichtet.
Die Studie offenbart auch, dass das innere Betriebsklima in vielen dieser Berufe gelitten hat. Konflikte mit Arbeitgebern haben zugenommen, während die gesellschaftliche Anerkennung für die Beschäftigten stark variiert. Nur 25% der Arbeitnehmer in der Altenpflege, Reinigung und als Berufsfahrer empfinden eine gewisse Wertschätzung, während der Wert für Beschäftigte im Supermarkt und Elementarpädagoginnen bei 63% liegt. Unter IT-Fachkräften und Ärztinnen und Ärzten sind es sogar 79%.
Forderungen nach besseren Arbeitsbedingungen
Die Präsidentin der Arbeiterkammer (AK), Anderl, hat angesichts dieser Ergebnisse die schlechten Arbeitsbedingungen und die geringe Entlohnung in systemrelevanten Berufen scharf kritisiert. Sie fordert unter anderem höhere Löhne für verantwortungsvolle Berufe wie Pflege und Kinderbetreuung. Ein besonders drängendes Anliegen ist die Einführung eines 50%igen Mehrarbeitszuschlags für Teilzeitkräfte ab der ersten Stunde sowie ein leichterer Zugang zu Vollzeitarbeitsplätzen. Auch eine Arbeitszeitverkürzung und ein Flexibilitätszuschlag bei kurzfristigen Dienstplanänderungen stehen auf ihrer Agenda.
Diese Forderungen sind umso drängender, als in vielen systemrelevanten Berufen ein erheblicher Gender-Pay-Gap besteht. Laut Gehalt.de verdienen Apothekerinnen beispielsweise im Schnitt 45.800 Euro pro Jahr, was 8,2% weniger ist als ihr männliches Pendant. Dies ist auch in der Pflege und Altenpflege zu beobachten, wo Frauen mit 37.700 Euro jährlich 11,6% weniger verdienen als die männlichen Krankenpfleger mit 42.200 Euro. In der Altenpflege sind 77% der Beschäftigten Frauen, wobei die Entgeltlücke hier bei 3,5% liegt.
Ein Überblick über die Einkommensverteilung
Die folgende Übersicht zeigt die Jahresgehälter der Beschäftigten in ausgewählten systemrelevanten Berufen:
Beruf | Jahresgehalt Männer | Jahresgehalt Frauen |
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Apotheker | 49.700 Euro | 45.800 Euro |
Krankenschwester | 42.200 Euro | 37.700 Euro |
Altenpfleger | 33.800 Euro | 32.600 Euro |
Die alarmierenden Ergebnisse dieser Studie verdeutlichen die Notwendigkeit, die Arbeitsbedingungen und die Entlohnung in systemrelevanten Berufen zu verbessern. Ohne diese Maßnahmen könnte es schwierig werden, qualifiziertes Personal zu gewinnen und langfristig zu halten.
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