Israels Beziehungen zu Europa durch Konflikte in Gaza und Libanon belastet
Israel sieht sich derzeit heftiger Kritik von europäischen Führern ausgesetzt, die versuchen, den jüdischen Staat davon abzuhalten, seine militärischen Operationen im Gazastreifen und im südlichen Libanon fortzuführen. Diese Kritik reicht von Forderungen nach einem kompletten Stopp von Waffenverkäufen an Israel bis hin zu Überlegungen, Sanktionen gegen rechtsextreme israelische Minister in Betracht zu ziehen. Auch Diskussionen unter EU-Mitgliedern über eine Überprüfung des Assoziierungsabkommens mit Israel sind im Gange. Die europäischen Führer versuchen, ihren Einfluss geltend zu machen, um Ministerpräsident Benjamin Netanyahu zu einem Waffenstillstand zu bewegen.
Kritik an militärischen Aktionen
Besonders verstärkt wird der Druck durch die Tatsache, dass israelische Militärangriffe nun auch UN-Friedensbasen im südlichen Libanon treffen, in denen sich europäische Truppen befinden. Hugh Lovatt, ein hochrangiger Politikexperte im Middle East and North Africa Programme des in Berlin ansässigen European Council on Foreign Relations (ECFR), erklärte, dass „die Beziehungen Israels zur EU zu diesem Zeitpunkt einem beispiellosen Stress ausgesetzt sind“. Dieser Spannungsanstieg steht im krassen Gegensatz zu der Unterstützung, die europäische Staaten für Israel am 7. Oktober des Vorjahres zeigten, als militant geführte Angriffe von Hamas im Land mehr als 1.200 Menschen das Leben kosteten und über 250 weitere als Geiseln genommen wurden.
Die humanitäre Krise in Gaza
Die europäische Kritik hat zugenommen, während die Vereinigten Staaten anscheinend entweder nicht in der Lage oder nicht gewillt sind, signifikanten Druck auf Israel auszuüben. Dies geschieht nur wenige Wochen vor den Präsidentschaftswahlen im November. Lovatt sagte: „Es gibt viel Frustration in den Hauptstädten Westeuropas, wie die USA die Diplomatie im letzten Jahr gehandhabt haben“. Einige EU-Staaten sind der Ansicht, dass die USA mehr hätten tun sollen, um die israelischen Aktionen zu „mäßigen und einzuschränken“. Kürzlich forderte die Biden-Regierung Israel auf, die humanitäre Situation in Gaza innerhalb der nächsten 30 Tage zu verbessern, oder Risiken eingehend gegen US-Gesetze zu verstoßen, die die militärische Hilfe im Ausland regeln.
Die Reaktion der EU auf den Libanon-Konflikt
Die französische Diplomatie spielt hierbei eine bedeutende Rolle. EU-Chefdiplomat Josep Borrell äußerte in einer versteckten Kritik, dass in der angegebenen Zeit zu viele Menschen sterben könnten. Er stellte fest: „Die USA haben Israel gesagt, dass sie die humanitäre Unterstützung für Gaza verbessern müssen, aber sie haben einen Monat Aufschub gegeben, zu viele Menschen werden bereits getötet.“ Diese Aussage verdeutlicht die wachsende Besorgnis unter den europäischen Führern über den anhaltenden Konflikt und dessen Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung.
Die Rolle des UNIFIL und die internationalen Spannungen
Die Beziehungen sind zunächst aufgrund von Israels Angriff im Gazastreifen angespannt gewesen, der von vielen europäischen Regierungen als unverhältnismäßig und gegen internationales Recht verstoßen angesehen wird. Der Ground-Einsatz Israels gegen die von Iran unterstützte Militärgruppe Hezbollah im südlichen Libanon könnte für viele europäische Staaten das Fass zum Überlaufen gebracht haben. Die Anklage der Europäischen Union gegen Israel erreichte neue Höhen, als Militärschläge der israelischen Armee UN-Einrichtungen im Libanon trafen, wo UNIFIL seit 1978 stationiert ist. Diese Einheit besteht aus Soldaten aus 50 Nationalitäten, einschließlich Truppen aus Spanien, Irland, Italien und Frankreich.
Die diplomatischen Spannungen vertiefen sich
Die diplomatischen Spannungen zwischen Israel und europäischen Führern zeigten sich diese Woche offen. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron wurde mit den Worten zitiert, dass „Netanyahu nicht vergessen darf, dass sein Land durch eine Entscheidung der UN geschaffen wurde“. Dies bezieht sich auf die UN-Resolution 181, die den Weg zur Gründung Israels 1948 ebnete. Demnach fügte Macron hinzu, dies sei nicht die Zeit, die Entscheidungen der UN zu missachten. Die französische Regierung hat bereits zuvor einen umfassenden Waffenstillstand zwischen Israel und Gaza gefordert und betont, dass Frankreich nicht in die Waffenauslieferung verwickelt war.
Reaktionen aus Italien und Großbritannien
Die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni hat Israels Angriffe im Libanon ebenfalls verurteilt und betont, dass Italien eines der größten Waffenlieferanten für Israel ist. Dennoch hat Italien alle neuen Exportlizenzen ausgesetzt und kürzlich alle Vereinbarungen, die nach dem 7. Oktober unterzeichnet wurden, annuliert. Diese Maßnahme wurde als „viel restriktiver als die unserer Partner – Frankreich, Deutschland und Großbritannien“ beschrieben.
Unterdessen plant Premierminister Keir Starmer, Sanktionen gegen israelische Minister zu prüfen. Starmer äußerte, dass die britische Regierung „untersucht, ob Sanktionen gegen Minister Ben-Gvir und Smotrich verhängt werden sollen“. Dies geschah in dem Bestreben, Israel zur Einhaltung des humanitären Rechts zu ermutigen, während die israelischen Minister diese Äußerungen zurückwiesen und betonten, dass die britische Einmischung nicht mehr erforderlich sei.
Deutschlands besondere Rolle
Im Gegensatz zu vielen anderen EU-Staaten bleibt Deutschland ein starker Unterstützer Israels und ist der zweitgrößte Waffenlieferant nach den USA. Trotz der angespannten Beziehungen zu anderen Mitgliedsstaaten der EU stellte Kanzler Olaf Scholz kürzlich klar, dass Deutschland weiterhin Waffen an Israel liefern wird. Politische Entscheidungsträger in Deutschland betonen regelmäßig, dass die Sicherheit Israels Deutschlands „Staatsraison“ ist, was auf die besondere Beziehung zwischen beiden Ländern aufgrund der historischen Verantwortung Deutschlands hinweist.
Abschließend bleibt festzuhalten, dass die Beziehungen zwischen der EU und Israel zwar stark sind, jedoch durch die aktuellen Konflikte und kritischen Stimmen gefährdet werden könnten. Experten befürchten, dass dieser Druck die Legitimität Israels beeinträchtigen könnte.
Berichterstattung von CNN, Antoinette Radford.
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