Ilse Niegel: Mein Schrebergarten – Eine Oase zwischen Autobahn und Natur!
Hohenems, Österreich - Ilse Niegel genießt seit über 40 Jahren die Pflege ihres Schrebergartens in Hohenems. Die Parzelle liegt malerisch zwischen dem Alten Rhein und der Rheintal Autobahn. Trotz ihres fortgeschrittenen Alters und einiger körperlichen Beschwerden ist das Gärtnern für sie nicht nur ein Hobby, sondern eine wahre Leidenschaft. „Mein Garten ist meine zweite Heimat“, beschreibt sie stolz. Ihre regelmäßigen Besuche, etwa jeden zweiten Tag für mehrere Stunden, zeugen von der Verbundenheit mit diesem kleinen grünen Paradies.
Die 70-jährige Gartenliebhaberin bewirtschaftet ihre Parzelle mit einem bunten Mix aus Zierpflanzen im vorderen Beet und obstartigen sowie gemüsigen Kulturen im hinteren Bereich. Der Lärm der Autobahn stört sie nicht, ganz im Gegenteil, sie betont, dass die echte Entspannung und Erholung für sie aus der Gartenarbeit selbst resultieren. Auf der Webseite des Schrebergartenvereins Hohenems wird darauf hingewiesen, dass der Garten nicht als Treffpunkt für große Grillevents oder ähnliche soziale Zusammenkünfte gedacht ist, was auf frühere Vorfälle mit übermäßig vielen Personen zurückzuführen ist. Gleichwohl grillt Niegel nicht und freut sich darüber, in Ruhe arbeiten zu können.
Vielfalt der Schrebergärten in Vorarlberg
Die Schrebergärten in Vorarlberg sind ein vielfältiges Abbild der Region. Von den Bedingungen bis hin zu den Gärten und Hütten gibt es viele Unterschiede. Niegel hat ein waches Auge auf ihren Schrebergartenverein, der aktuell eine Warteliste von 40 Personen führt. Sie ist überzeugt, dass die Parzellen nur selten frei werden, und wenn, dann meistens aus Altersgründen. Dies zeigt das wachsende Interesse und die Beliebtheit der Gärten, die für viele als Rückzugsort dienen.
Das Phänomen der Schrebergärten ist jedoch nicht auf Vorarlberg beschränkt. In ganz Österreich gibt es derzeit etwa 40.200 Kleingärten, wobei knapp 25.000 in Wien angesiedelt sind. Die Ursprünge dieser Gärten reichen ins 19. Jahrhundert zurück, als die Industrialisierung und die damit verbundenen schlechten Wohnverhältnisse einen großen Bedarf an Grünflächen und eigenem Platz schufen. Historiker Peter Autengruber führt in seinem Buch aus, dass viele moderne Kleingartenanlagen mehr an Reihenhaussiedlungen erinnern, was den grundlegenden Spagat zwischen Naturerlebnis und urbanem Lebensraum verdeutlicht.
Kleingärten als kostengünstige Wohnalternative
Da der Wunsch nach einem eigenen Haus mit Garten für viele unerfüllt bleibt, haben sich Schrebergärten als kostengünstige Wohnalternativen etabliert. Bei den Wiener Kleingärten führte eine Widmung im Jahr 1992 zu einer hohen Nachfrage und damit zu einem Anstieg des Verkehrs sowie parkenden Fahrzeugen. Im Jahre 1993 wurde zudem der Verkauf von Kleingartenparzellen eingeführt, was zu erheblichen Preissteigerungen für solche Flächen führte und eine Spekulation auf die Grundstücke ankurbelte.
Um dem Gemeinschaftsgedanken Rechnung zu tragen, stoppte die Stadt Wien 2021 den Verkauf dieser Parzellen. Im Jahr 2025 kam es zudem zu einer Verlosung für Wienerinnen und Wiener. Das Projekt „Wiener StadtGartl“ bietet Interessierten die Möglichkeit, sich einen Kleingarten auf Zeit zu sichern. Diese Entwicklungen unterstreichen einerseits den Wandel von den traditionellen Nahrungsbeschaffern in Kriegszeiten zu modernen Spekulationsobjekten.
Ilse Niegel und die Schrebergartenbewegung insgesamt verkörpern die verschiedenen Facetten der Kleingärten in Österreich. Diese Oasen der Erholung stellen sowohl Rückzugsorte als auch Gemeinschaftsräume dar – und spiegeln wider, wie eng das persönliche Wohlbefinden mit der Natur und dem Gärtnern verbunden ist.
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Ort | Hohenems, Österreich |
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