Wien-Wahl: Sinkt die Beteiligung auf ein historisches Tief?

Wien, Österreich - Am 27. April 2025 stehen die Wiener Gemeinderatswahlen vor der Tür und Experten zeigen sich besorgt über die erwartete Wahlbeteiligung. Laut oe24 könnte eine geringe Spannungsdimension in diesem Wahlkampf dazu führen, dass weniger Wähler zur Urne gehen. Dies wäre ein markanter Rückgang im Vergleich zur letzten Wahl im Jahr 2020, bei der die Beteiligung noch bei 65,27% lag.

Die politische Landschaft hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Der Rückgang um mehr als 9 Prozentpunkte der Wahlbeteiligung ist hauptsächlich den Skandalen rund um die FPÖ, wie dem Ibiza-Video und dem Spesenskandal, sowie der Corona-Pandemie geschuldet. Historisch gesehen erreichte die Wahlbeteiligung im Jahr 2005 mit nur 60,81% ein Tief. Ein erneutes solches Ergebnis wird im aktuellen Kontext jedoch als unwahrscheinlich eingeschätzt.

Historische Vergleiche und Trends

Die Wahlbeteiligung stieg in den Jahren 2010 und 2015 um etwa 7 Prozentpunkte. Vor fünf Jahren wurde die höchste Wahlbeteiligung seit 1983 mit 74,75% registriert. Experten führen diesen Anstieg auch auf die Mobilisierung der Wählerschaft durch Polarisierungsthemen wie die Flüchtlingskrise und das „Duell um Wien“ zwischen der FPÖ und SPÖ zurück. Der bundesweite Trend zeigt einen leichten Zuwachs bei den Stimmabgaben, was Anzeichen für eine mögliche Erholung der Wahlbeteiligung gibt.

Besonders bemerkenswert ist die Wahlbeteiligung in den Bundesländern bei den letzten Landtagswahlen 2022. Das Burgenland führte mit 78,73%, während Tirol mit 65,02% die niedrigste Beteiligung aufwies. Es stellt sich die Frage, ob ähnliche Trends auch in Wien zu beobachten sind.

Psychologische Effekte auf die Wähler

Interessante Facetten zur Mobilisierung der Wähler bieten die psychologischen Hypothesen zur Wahlbeteiligung, wie zum Beispiel die Mobilisierungs- und Defätismus-Hypothese. Diese zeigen, dass enge Kopf-an-Kopf-Rennen die Wahlbeteiligung steigern können, da Wähler das Gefühl haben, ihre Stimme könnte entscheidend sein. Umgekehrt demotiviert ein sicherer Sieg der eigenen Partei den Wähler, da er annehmen könnte, seine Stimme sei überflüssig. Übungen wie die Lethargie- und Bequemlichkeits-Hypothese liefern ebenfalls Einsichten darüber, wie Wähler durch Unsicherheit oder den Mangel an Konkurrenz zur Inaktivität neigen können, wie bpb dokumentiert.

Die bevorstehenden Wahlen in Wien könnten also nicht nur eine interessante politisch-historische Analyse abgeben, sondern auch entscheidend darüber hinaus, wie die Menschen in der Stadt ihre politischen Rechte wahrnehmen, insbesondere in Zeiten, in denen der politische Diskurs und die gesellschaftlichen Spannungen hoch sind.

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Ort Wien, Österreich
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